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Mörfelder Waldstadion auf dem Weg zur Leichtathletik-Kultstätte in Hessen

Spätestens mit dem Überqueren der Ziellinie von Norbert Gündling (LG Landkreis Aschaffenburg) als letztem Läufer des abschließenden 800m-Laufes im Rahmen des 21. Stadionfestes erhob sich bei den Verantwortlichen der hiesigen Leichtathletikgemeinschaft der leise Verdacht, dass sich das altehrwürdige Mörfelder Waldstadion auf direktem Weg zur offiziell anerkannten „Kultstätte für Leichtathletik“ in Hessen befinden könnte. Ganz verwegene Zeitgenossen trauten sich Zusammenhänge zum Züricher Letzigrund oder gar zum legendären Hayward Field in Eugene/Oregon, der „Track Town USA“ und Schauplatz der diesjährigen WM, herzustellen. Letztere Vergleiche entsprangen sicherlich einem Überschuss an Endorphinen und vorübergehendem Aussetzen der Realitätssinne. Dennoch begaben sich über 430 Leichtathletik-Enthusiasten aus bundesweit 90 Vereinen auf Pilgerfahrt in die Doppelstadt – Zahlen, die an beste Vor-Corona-Zeiten anknüpfen. Dort trafen sie auf ein „frisch gewaschenes“ 400m-Oval, sowie auf weitere durch die LG-Organisatoren perfekt vorbereitete Wettkampfanlagen für Sprünge und Würfe aller Art. Aber auch die „unsichtbare“ Vorbereitung dieses Großevents wie die Sicherstellung der Live-Onlinebereitstellung der Ergebnisse, die umfangreiche Zusammenstellung des knapp 70-köpfigen Helferteams und auch das Management des in der Leichtathletik hochkomplexen spezifischen Anmelde- und Einteilungsverfahren der Teilnehmenden lösten allen voran die „Hauptmacher“ Alex Pick und Hans Hormel mit größter Bravour und Gelassenheit. Dazu kommt das umfangreiche Verpflegungs-Management für alle Teilnehmenden durch Uschi und Holger Oldenburg.
Zum Sportlichen: In zwei Disziplinen muss die Stadionrekordliste neu geschrieben werden. Die 21,47 sec von Thomas Jedlitschka (USC Mainz) über 200m der Männer und die 4x100m-Frauen-Staffel von Eintracht Frankfurt in der Besetzung Chiara Neeb, Alisha Zwergel, Miriam Sinning und Anna-Maria Hofmann (46,42 sec) bedeuteten neben den übersprungenen 5.05m von Gordon Porsch (ebenfalls Eintracht Frankfurt) die auch im Bundesvergleich beachtenswertesten Leistungen. Auch das aufgrund des parallelen Helfereinsatzes leicht dezimierte Wettkampfteam der LG trug mit zum guten Gelingen des Stadionfestes bei. Über alle Altersklassen verteilt sorgte insbesondere der ganz junge Werfer-Nachwuchs für Schlagzeilen. So sorgte Ben Seibold, vor kurzem frisch gekürter Südhessenmeister im Ballwurf der Altersklasse M11, für einen hart erkämpften Sieg, für den er gegenüber seinem Titelgewinn das 80g schwere Gerät noch einmal vier Meter weiter auf jetzt 39.50m beförderte. In der Altersklasse M10 gelang den hiesigen Jungs gar ein Doppelsieg. Hier führte Ben Balzen mit 34.00m die Ergebnisliste an, gefolgt vom Vereinskollegen Mats Zapf, der den Ball auf 29.50m schleuderte. Darüber hinaus wagte sich Straßenlaufspezialistin Thalina Fuchs (Frauenklasse) an die für sie als „Sprint“ anmutende 800m-Strecke. Ebenso wie Layla Seymour (U18), die sich der mörderischsten aller Laufdisziplinen, den 400 Metern, widmete, sammelte sie wertvolle Wettkampferfahrung und neue Motivation und Erkenntnisse für den weiteren Trainingsprozess. Weitestgehend unglücklich verlief der Wettkampf für die Trainingsgruppe Stabhochsprung. Sprung- und Zugpferd Jonathan Wirths blieb bei seiner Einstiegshöhe von 4.05m hängen, immerhin gelang eine Annäherung an härteres und längeres Stabmaterial, was ein wichtiger Mosaikstein für eine erfolgreiche Performance bei den Hessischen Meisterschaften der Männer am kommenden Wochenende darstellt. Gleiches Schicksal ereilte der U18-Springerin Karla Foos. Für sie gilt es bei den kommenden Landesmeisterschaften den zusätzlichen Energiegewinn über den erst kürzlich verlängerten Anlauf in die Sprungphase zu übertragen. Jonathan und Karla stehen damit in einer Reihe mit dem Weltmeister von 2013, Raphael Holzdeppe, der am Pfingstsonntag beim internationalen Pfingstsportfest in Rehlingen ebenfalls dem gefürchteten „salto nullo“ begegnete. In den Reigen der Missgeschicke der Trainingskollegen reihte sich Gabriel Wirths nach übersprungener Anfangshöhe von 3.20m ein. Im klar übersprungenen dritten Versuch über 3.40m fiel leider der Stab nach dem Loslassen in Richtung Latte und ließ diese fallen. So war Maren Foos (U20) die Ehrenrettung der Trainingsgruppe überlassen. In ihrem ersten Stabwettkampf der Saison gelang es Maren, die Trainingsfortschritte – wenn auch noch nicht vollständig – in den Wettkampf zu übertragen. Lohn dafür war die Einstellung ihrer persönlichen Bestleistung von 2.50m, was Athletin und Trainer zur Überzeugung kommen ließen, bei den anstehenden Landesmeisterschaften der Frauen mit längerem Anlauf und härterem Stabmaterial noch den einen oder anderen Vertikal-Zentimeter zur persönlichen Hausmarke hinzuaddieren zu können. Zur besagten Meisterschaft am Wochenende in Darmstadt fahren alle LG-Stabartisten, die noch von der beim Stadionfest pausierenden Laura Brandner verstärkt werden.